Vortrag mit Diskussion
Wir alle, aber auch vor allem unsere Kinder, sind für eine lange Zeit isoliert gewesen und mussten auf so vieles verzichten. Das war und ist eine Extremsituation, die nicht spurlos an uns vorübergehen wird.
Was können wir jetzt tun, damit diese Zeit keine schwerwiegenden Folgen für uns und unsere Kinder mit sich bringt? Wie können wir die Emotionen unserer Kinder gut auffangen? Was ist jetzt und für die Zukunft wichtig?
Auf diese und noch viel mehr Fragen sollst du allgemeine, aber auch ganz individuelle Antworten bekommen.
Bitte Wickelunterlage, eine eigene Liegedecke und eigenes Spielzeug mitnehmen!
Wie geht es unseren Kindern gerade? Eine Vierjährige erzählt aus ihrem Alltag in der Corona-Zeit:
Ich bin 4 Jahre alt und werde bald 5. Das ist schon ganz schön groß. Mit meiner Familie lebe ich in einem schönen Haus und eine Katze haben wir auch. Alle Kinder, die ich im Kindergarten treffe sind meine Freunde. Manchmal gibt es dort auch Streit aber das ist am nächsten Tag immer wieder vergessen.
Doch plötzlich ist in meiner schönen Kinderwelt alles anders. Alle reden nur noch von einer Krankheit. Die Erwachsenen sind alle ganz aufgeregt und ich darf nicht mehr in den Kindergarten, keine Freunde treffen, nicht hinaus. Ich kann gar nicht richtig verstehen, was los ist. Das macht ein ganz komisches Gefühl im Bauch. Mama und Papa nehmen sich für mich und meine Geschwister Zeit und erklären mir, was diese Krankheit ist. Sie hat einen komischen Namen und kann nicht weit hüpfen. Ich muss mir jetzt ganz oft die Hände waschen und immer „Happy Birthday“ singen. Dabei hat die Seife doch gar keinen Geburtstag.
Bei uns zu Hause gibt es jetzt ganz neue Regeln. Mama hat sie „Corona-Regeln“ genannt. Es fällt mir ganz schwer, sie mir zu merken. Meine Geschwister müssen zu Hause Schule machen und Mama und Papa arbeiten jetzt auch hier. Wir müssen ganz oft leise sein und uns melden, wenn wir etwas wollen. Ich finde es irgendwie spannend zu Hause zu sein. Und ich habe Mama gefragt, ob ich dann auch lesen lernen kann, wenn sie mit allen hier Schule macht. Sie hat ja gesagt. Da hab ich mich sehr gefreut! Meine Geschwister haben nicht so viel Lust zu lernen und Mama hat eine Menge Arbeit mit uns. Manchmal gibt es Streit, das finde ich nicht so toll. Dann gehe ich lieber in mein Zimmer.
Ich vermisse den Kindergarten und meine Freunde. Findet unser Frühlingsfest eigentlich noch statt? Dafür haben wir doch so viel geübt. Ich werde mal meine Mama fragen. Ach nee, die muss grad arbeiten.
Manchmal macht mich das Veränderte hier ganz traurig und ich muss weinen. Und dann ist plötzlich Ostern und wir machen es uns ganz schön zu Hause. Spielen viele Spiele und basteln und Mama und Papa haben richtig viel Zeit für uns. Manchmal merke ich aber auch, dass die beiden ganz schön traurig sind und so komisch schauen und viele Dinge reden, die ich noch nicht verstehe. Über Geld und „Arbeitsohne“ oder so. Das macht wieder so ein komisches Gefühl.
Nach den Ferien müssen meine Geschwister wieder Schule machen zu Hause. Ich lerne auch weiter. Ich kann jetzt schon drei Buchstaben und ein bisschen lesen kann ich auch damit. Aber irgendwann bringt das nicht mehr so viel Spaß wie am Anfang. Auch mit meinen Geschwistern gibt es immer mehr Streit und Mama und Papa müssen oft mit uns schimpfen. Und dann muss Mama plötzlich weg fahren. Zu ihrer Schwester sagt sie. Da ist jemand ganz schwer krank geworden und muss sterben und da muss sie jetzt hinfahren. Das macht mich noch mehr traurig und ich muss viel weinen. Ich vermisse sie ganz doll. Muss ich auch an Corona sterben? Ich habe Angst. Mein Kuscheltier tröstet mich und ich telefoniere viel mit Mama und sie liest mir Geschichten vor. Oder ich mache es mir in meinem Zimmer ganz dunkel und höre mir Geschichten an. Dann geht das Corona vielleicht mal weg.
Mama bleibt ganz schön lange weg. Papa hat viel zu tun. Er muss arbeiten und die Wäsche machen und putzen und mit meinen Geschwistern Schule machen. Ich hab keine Lust mehr darauf und bleibe nur in meinem Zimmer und höre Geschichten an. Mit meinen Geschwistern gibt es eh nur Streit. Ich bleib einfach hier im dunklen Zimmern bis das Corona endlich weg ist. Bis ich meine Freunde wiedersehen kann und bis ich endlich wieder in den Kindergarten darf. Warum darf ich da nicht hin. Ich möchte schreien vor Wut aber das darf man hier bei uns nicht, wenn Schule ist. Da muss man leise sein. So ein Mist!!!
Mama und Papa reden viel mit mir darüber aber sie können das Corona eh nicht weg machen. Ich hasse Corona!!!
Endlich ist Mama wieder da und sie erzählt mir, dass ich jetzt bald wieder in den Kindergarten gehen darf. Ich bleibe lieber in meinem Zimmer im Dunkeln. Wann ist dieses bald??? Ich warte hier und mag gar nicht mehr daran denken. Mama macht sich Sorgen, dass sehe ich. Sie möchte mich aus meinem Zimmer locken und ich weine nur noch und fühle mich so allein. Wo sind meine Freunde?
Und dann sagt Mama, dass sie mit meinem Kindergarten telefoniert hat. Ich kann am Montag wieder hin und jeden Tag für ein paar Stunden da bleiben. Ich bin soooooo glücklich, ich kann es kaum erwarten. Jeden Tag könnte ich Luftsprünge vor Glück machen und dann tue ich es auch. Ich kann wieder lachen, ich kann wieder glücklich sein, ich kann wieder in den Kindergarten. Und dann am Sonntagabend bin ich so aufgeregt, dass ich nicht schlafen kann. Dann ziehe ich mich eben jetzt schon mal an für den Kindergarten. Dann bin ich morgen früher fertig. Ich gehe zu Mama und Papa ans Bett um es ihnen zu erzählen und sie müssen ein bisschen lachen. Dann darf ich bei ihnen schlafen und ich träume so schön vom Kindergarten und von meinen Freunden, die ich morgen endlich wiedersehen darf.
Quelle: https://michaela.thiesen.at/